Auf dieser Seite berichtet das Team des PNJ-Workshops zur UN-Ozeankonferenz in Zusammenarbeit mit der DGVN über die Inhalte der 2. Meltmeereskonferenz der Vereinten Nationen. Vom 27. Juni bis 1. Juli sind wir vor Ort in Lissabon und tauchen tief ein in die Themen, die unter den Nachhaltigkeitsaspekten und Klimazielen auf das ganze aktuelle Jahrzehnt strahlen sollen. Denn noch bis 2030 läuft die „UN Dekade der Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung“. Was das heißt, erfahrt ihr bald hier.
Mehr Informationen zur Konferenz lest ihr auch hier:
https://www.un.org/en/conferences/ocean2022
Aus ersten seltsamen Eindrücken erwachsen Ergebnisse
Gut. Schlechter Start heißt nicht gleich schlechte Konferenz. Die Richtlinien und die Umsetzung sind ja bei vielen Organisationen so ein Thema. Leicht zu verstehen blieb der erste Eindruck bei der Ozeankonferenz in Lissabon dennoch nicht: „Es tut mir leid, dass sie quasi einen Babysitter an ihrer Seite brauchen. Wir haben da aber eine klare Vorgabe“, so der hilflose Satz der zu bedauernden Vertreterin auf Organisationsebene. Die Reaktion der anwesenden Presseleute lässt nicht lange auf sich warten. „Wir sind dann mal weg – und suchen uns andere Wege.“ Gesagt, getan. Ein offensichtliches Kommunikationsproblem. Es ging eigentlich nur um bestimmte Verhandlungen und Sitzungen. Die Presse darf sich relativ frei bewegen. Und dennoch: Auf der Weltklima-Konferenz hatten die Journalist*innen des PNJ- und DGVN-Workshops irgendwie mehr Freiheiten.
Während sich im Hintergrund die Verantwortlichen noch Gedanken um die Pressefreiheit machen, wurde die Konferenz am 27. Juni offiziell eröffnet. Hier stellte Oliver Hasenkamp von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN e.V.) schnell fest: Ein diverses Podium hätte sicher gut getan. Die Journalistinnen-Gruppe des PNJ-Workshops blickt bei den Eröffnungsreden ausschließlich auf Männer. Und das, obwohl auch die Rettung des Ozeans eng verknüpft ist mit dem Nachhaltigkeitsziel „Gleichberechtigung“. Immerhin in einem der ersten Events wird das besser gemacht:
“Small in scale, big in value” heißt eine der vielen Podiumsveranstaltungen am Rande der Verhandlungen, die von der FAO organisiert ist. Sie rückt das International Year of Artisanal Fisheries and Aquaculture (IYAFA) 2022 in den Mittelpunkt. Und behandelt eines der zentralen Themen der Ozeankonferenz überhaupt. Die Kleinfischerei ist einer der Lösungsansätze hin zur Nachhaltigkeit rund um die Meere. Dieses Thema wird auch durch die Journalistinnen vor Ort bearbeitet. Mehr Infos hierzu folgen also. Ob neue Schutzgebiete in den Meeren, Absprachen zum Verbot von Tiefseebergbau, blaue Finanzmodelle für neue Investitionen oder die Unterstützung von Wissenschaftler*innen bei ihrer so wertvollen Arbeit: die Themen sind vielfältig, die bei Ozeankonferenz bearbeitet werden. Genau wie unsere Gruppe vor Ort und deren Medien.
Erste Ergebnisse lest ihr hier nach
Sophie Sommer, Funke Mediengruppe, berichtet in mehreren Beiträge auf der Kinderseite WAZ von der UN Ozeankonferenz
Weitere Beiträge, die im Rahmen des Medienworkshoos entstanden sind:
„‚Ihr Jungen seid unsere Vorbilder‘: Warum die UN-Ozeankonferenz besonders für junge Menschen wichtig ist„, 28.06.2022, watson, Miriam Meyer
„UN-Ozeankonferenz: Armut in der Kleinfischerei“, 29.06.2022, NOWU. Dein Planet. Dein Klima-Content, Philine Elster
„Die Ozeane brauchen Schutz“, 30.06.2022, Deine Seite, Kinderteil der Printausgabe der Tageszeitungen der Funke-Mediengruppe in Nordrhein-Westfalen (u.a. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, WAZ), Sophie Sommer
18-teilige Instagram-Story über die Konferenz, 30.06.2022, funky, Instagram-Kanal der Funke-Mediengruppe, Sophie Sommer
„Ozean-Anleihen. Ein Investment ins Blaue“, 01.07.2022, manager magazin, Maren Jensen
„Selbstbestimmungsgesetz I Wimbledon ohne Russland I UN-Ozeankonferenz“, 01.07.2022, WDR Aktuell Newspodcast, mit Zuarbeit und O-Tönen von der Konferenz von Philine Elster
„Sind die Meere noch zu retten? Plastik als Gefahr für unser Ökosystem“, 01.07.2022., NOWU. Dein Planet. Dein Klima-Content, Philine Elster
„‚Act or Die‘: Wie junge Menschen die UN-Ozeankonferenz erlebt haben – und was hinter den Kulissen passiert ist“, 01.07.2022, watson, Miriam Meyer
„Deep Sea Mining kann Tsunamis auslösen“: Warum uns das Ozeansterben direkt betrifft, 05.07.2022, watson, Miriam Meyer
„Der Kampf der Kleinfischer“, 08.07.2022, Deine Seite, Kinderteil der Printausgabe der Tageszeitungen der Funke-Mediengruppe in Nordrhein-Westfalen (u.a. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, WAZ), Sophie Sommer
„Der Abschied vom Ozean?„, 10.07.2022, digitale Sonntagsausgabe zahlreicher Zeitungen der Funke-Mediengruppe (u.a. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, WAZ), Sophie Sommer
Und Eindrücke aus Lissabon haben wir hier gesammelt
Beitrag von Hannah Schartmann
Auf dem Weg zur nachhaltigen Fischerei?
Die Nachhaltigkeitsziele der UN (Sustainable Development Goals, SDGs) sind 17 Ziele mit insgesamt 169 Zielvorgaben, um eine wirtschaftliche, soziale und ökologisch gerechte Welt bis 2030 zu erreichen.
Beim Nachhaltigkeitsziel 14 dreht sich alles um die Erhaltung und eine nachhaltige Nutzung unserer Ozeane, Meere und deren Ressourcen. So sollen bis 2030 alle Arten der Meeresverschmutzung gestoppt werden. Meere sollen nachhaltig bewirtschaftet und die Versauerung der Ozeane reduziert werden. Gegen eine Überfischung sowie die illegale und unregulierte Fischerei wollen die UN in ihren Zielen ebenso vorgehen. Besonders die Kleinfischerei zu fördern und ihr einen besseren Zugang zu den Meeresressourcen zu ermöglichen, steht im Mittelpunkt der aktuellen Bemühungen. Doch was heißt das genau?
Die Ziele zur nachhaltigen Fischerei stehen in enger Verbindung zu den restlichen Nachhaltigkeitszielen, wie der nachhaltige Konsum und eine nachhaltige Produktion (Ziel Nr. 12), dem Ziel von menschenwürdiger Arbeit und Wirtschaftswachstum sowie den Zielen zur Bekämpfung von Armut (Ziel Nr. 1) und von Hunger (Ziel Nr. 2). Wie wichtig Fischerei in Bezug auf die weltweite Armuts- und Hungerbekämpfung ist, zeigen Daten der Vereinten Nationen: Über 58 Millionen Menschen arbeiten weltweit im Fischereisektor, wobei schätzungsweise 97 Prozent der Fischer in Ländern des Globalen Südens leben. 1 Mehr als 800 Millionen Menschen leiden heutzutage unter Hunger und rund 2,4 Milliarden Menschen haben unzureichenden Zugang zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Fische sind wichtige Nahrungsquellen und liefern etwa 17 Prozent der weltweiten Aufnahme von tierischem Protein. 2 Der Direktor der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) Qu Dongyu sagt dazu: „Fischerei und Aquakultur sind von sehr großer Bedeutung, um den weltweiten Hunger und die Unterernährung zu beenden.“ Dafür müsste jedoch die Fischerei umstrukturiert werden, hin zu einer nachhaltigen Fischerei, in welcher die Lebensgrundlagen gesichert sind, Überfischung gestoppt wird und Meeresökosysteme und die biologische Vielfalt in den Meeren geschützt werden, so Qu Dongyu.
Vor allem die Kleinfischerei spielt eine wichtige Rolle in der Bekämpfung von Armut, besonders in Ländern des Globalen Südens. Die Kleinfischerei stellt mindestens 40 Prozent der weltweiten Fischfänge dar1. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat daher das Jahr 2022 zum Internationalen Jahr der Kleinfischerei und der Aquakultur ausgerufen. Ziel ist es, den Austausch zwischen verschiedenen Interessengruppen wie der Fischerei, der Politik und der Zivilgesellschaft zu stärken und die Arbeitsbedingungen der Kleinfischerei deutlich zu verbessern.
Mohamad Arju möchte die Situation und Rechte der Kleinfischerei in seinem Heimatland Bangladesch verbessern. Er hat daher verschiedene Projekte mit Kleinfischern durchgeführt, um die Teilnahme von Fischern in politischen Entscheidungsprozessen zu stärken. Es sei wichtig, den Fischern auf Augenhöhe zu begegnen, sagt er. „Die meisten Fischer haben einen sehr großen Wissensschatz im Bereich der Fischerei und das Wissen wird von Generation zu Generation hinweg weitergegeben. Die Fischer in Bangladesch wissen über den Klimawandel, das Artensterben und die Überfischung Bescheid. Es ist ihre Lebensgrundlage und Nahrungssicherheit, die zunehmend zerstört wird. Auch die Kleinfischer haben daher ein Interesse daran, die Fischerei nachhaltiger zu gestalten und die Meeresressourcen zu schonen“, so Arju. Nachhaltige Fischerei würde u.a. bedeuten, die Überfischung zu stoppen und nur so viel Fisch dem Meer zu entnehmen, wie auch wieder nachwachsen kann. Auch die Reduzierung von Beifang, z.B. Meeressäugetiere in Fischernetzen, würde zu einer nachhaltigen Fischerei dazugehören.
Daher ist seine „take-home message“: „Talk with the fishermen and not about them!“