Pfadfinder: „Hört Ihr mich?“

Jun 23, 2020 | Aktuelles, Jugend im Shutdown


So war die 47. Bundesversammlung des Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V.

„Es ist etwas Besonderes, was wir hier vorhaben!“ Mit diesen Worten eröffnete Sebastian Köngeter (Bundesvorsitzender) die 47. Bundesversammlung des Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. (BdP). Die Bundesversammlung stand aufgrund der anhaltenden Coronapandemie ganz im Zeichen der Digitalisierung und fand komplett online statt. Rund 87 Delegierte aus ganz Deutschland nahmen im Rahmen einer Zoom-Konferenz von zu Hause aus teil, diskutierten und stimmten online ab. So konnte die partizipative Teilhabe an den demokratischen Prozessen für die Jugend im BdP trotz sozialer Distanz aufrechterhalten werden. Eine komplett neue Erfahrung für die Pfadfinder*innen, die es normalerweise bei Wind und Wetter nach draußen in die Natur verschlägt.

Hätte man bei der letzten Bundesversammlung des BdP eine Umfrage gemacht, was der häufigste Satz auf der nächsten Bundesversammlung sein würde, hätten bestimmt „Kannst du mir den Kaffee geben?“ oder „Schön, dich wieder zu sehen“ hoch im Kurs gestanden. Niemand hätte vermutlich auf „Hört ihr mich?“ getippt.

Zugegeben, es wurde nicht mitgezählt. Doch diese Frage verkörpert wohl die Andersartigkeit dieser Bundesversammlung, die am 16. und 17. Mai stattfand, mehr als alles andere. „Hört ihr mich?“ impliziert zum einen automatisch, dass man nicht beieinander ist und zum anderen ist es eine Frage, die Unsicherheit ausdrückt. Die 47. Bundesversammlung war genau davon geprägt: Räumliche Distanz und Unsicherheit.

Als Pfadfinder*innenverband kennt der BdP beide Probleme aus seiner Arbeit ziemlich gut. Sie sind es gewohnt, räumliche Distanzen zu überwinden und Kontakt mit Menschen zu halten, egal wo auf der Welt sie auch sein mögen. Gewohnt sind es bestimmt auch alle, Unsicherheiten zu überwinden. Denn Zweifel oder Bedenken hatten vermutlich alle schon mal: Ob der Weg auf der Fahrt die richtige Wahl war? Ob das Essen für die ganze Gruppe reicht? Beispiele gibt es genug.

Als feststand, dass die Bundesversammlung nicht verschoben wird, sondern stattfindet und zwar digital, war die Unsicherheit riesig. Alle vergleichbaren Veranstaltungen waren abgesagt worden und niemand konnte sich auch nur im Ansatz vorstellen, wie das ablaufen sollte, so eine digitale Bundesversammlung. Schließlich war dieses Vorhaben ein Novum. Neu war vor allem diese generelle Unsicherheit, denn die Pfadfinder*innen sind es gewohnt, dass am Ende doch immer irgendwie alles klappt.

Aber dann nahm das Projekt Fahrt auf. Während sich die halbe Welt gerade in Zoom Meetings professionalisiert, stand bei der digitalen Bundesversammlung irgendwie immer etwas anderes Vordergrund: Wie kann man es ermöglichen, eine gemeinschaftliche und pfadfinderische Atmosphäre in dieses Tool zu bekommen?

Schließlich gelang das digitale Abenteuer. Es wurde 17 Stunden lang getagt, diskutiert und sogar das typisch pfadfinderische Singen mit Gitarrenuntermalung wurde per Zoom möglich gemacht. Anträge wurden über vorbereitete Videos oder auch Präsentationen gestellt, diskutiert wurde diszipliniert nach Redeliste. Selbst Dankesreden und Verabschiedungen bekamen trotz Distanz eine persönliche Note, indem Geschenke durch Mitbewohner*innen im Zimmer der Beschenkten deponiert wurden. Die gesamte Veranstaltung war Neuland für den BdP, wurde aber mit viel Herzblut und Liebe fürs Detail erfolgreich gemeistert.

Am Ende von etwas Neuem steht immer die Frage danach, was nun bleibt. Für den BdP ist es das Gefühl, über etwas hinaus gewachsen zu sein, dieser Krise getrotzt und einen Weg gefunden zu haben, dass die Bundesversammlung nicht nur stattfinden, sondern ein voller Erfolg sein konnte. Die Antwort auf die Frage „Hört ihr mich?“ lautet nun: „Ja! Wir sind hörbar, wir sind laut und wir heben unsere Stimmen, ob analog oder digital.“

Der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V. (BdP) wurde 1976 gegründet, ist interkonfessionell und überparteilich und erreicht rund 30.000 Kinder und Jugendliche. Er gehört zu den großen Pfadfinder*innenverbänden Deutschlands und ist Teil der mit rund 50 Millionen Mitgliedern größten Jugendbewegung der Welt. Ziel der pädagogischen Arbeit des BdP ist es, Kindern und Jugendlichen Gemeinsinn und Verantwortung, Weltoffenheit und Umweltbewusstsein zu vermitteln.

Text: Frederik Börner und Fabian Matella

Titelfoto: BDP auf Flickr

  1. Mai 2020

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