„Die Kinder hören Pink Floyd“

Apr 16, 2021 | Aktuelles, Literatur

Besprechung des neuen Romans von Alexander Gorkow

Man ahnt es schon am Titel: Hier hat sich jemand seine Kindheits- und Jugenderinnerungen von der Seele geschrieben. Schriftsteller und Journalist Gorkow hat mit Jahrgang 1966 das passende Alter, und dass er die Musiker von Pink Floyd mehrfach gesprochen und ihre Konzerte besucht hat, beschreibt er im Anhang zum Roman sehr ausführlich. Gorkow hat mit „Die Kinder hören Pink Floyd“ ein interessantes und lesenswertes Buch auf den Markt geworfen – wenn man das richtige Alter dafür mitbringt, um die Feinheiten des Textes zu verstehen und nachzuempfinden.

Die Zeit in der Schule, in der man die Lehrkraft noch mit „Fräulein Lehrerin“ ansprach, der rustikale Umgang mit Behinderten, der Kinder-prügelnde Pfarrer, die verstockten Resterinnerungen ans Dritte Reich und die Briefe vom Rot-Kreuz-Suchdienst mit einer Erklärung, dass der Anghörige wohl irgendwo in Russland „gefallen“ ist …, all das kennen wir, die wir in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts sozialisiert wurden.

Buchcover „Die Kinder hören Pink Floyd“

Die Geschichte, um die sich alles rankt, hier am Stadtrand von Düsseldorf in den 1970er Jahren, ist die Krankheit der Schwester eines kleinen Jungen. Sie hat einen Herzfehler, ist immer gefährdet und liegt oft im Krankenhaus – Kummer und Sorge für die ganze Familie. Dabei schwärmt das lebenslustige Mädechen für Pink Floyd. Und weil der Junge seine Schwester toll findet, findet er eben auch Pink Floyd toll. Bemerkenswert und schön ist, wie Gorkow als roten Faden in all diese Erzählungen immer wieder die Band einfließen lässt und Songtexte zitiert, die wir Hammerschläge das Zeitgefühl der Jugend wiedergeben.

„Wish you were here“, „Darkside of the Moon“, „Animals“ – schwarze Scheiben, die sich unzählige Male auf den Plattentellern drehten, bis man jeden Akkord und jede Liedzeile im Schlaf mitsingen konnte. Musik hatte noch einen enorm kostbaren Wert, einzelne Songs prägten ein ganzes Lebensgefühl und brannten sich ein in die Herzen einer ganzen Generation. Man hat lange gespart auf eine „Platte“ und monatelang der nächsten Neuerscheinung entgegen gefiebert – so war das damals, als Musik noch nicht in unübersehbarer Masse aus der Cloud auf die Menschheit ausgekippt wurde und der Wert eines Songs sich für Musiker nicht in zehntel Cents berechnete.

Wie gesagt: Damals. „If you go insane, please don’t put your wires in my brain.” Jede Generation hat ihre Schwierigkeiten, ihre Eigenheiten, ihre besonderen sozialen und politischen Erinnerungen – und ihre musikalischen Helden. Pink Floyd dabei in den Himmel zu heben, ist sicherlich eine gute Wahl. Die Wahl einer inzwischen alt gewordenen Jugend. Gorkow hat das Zeitgefühl dazu schön und herzerwärmend beschrieben.

Jörg Wild

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    Informationsreise nach Tel Aviv, Jerusalem und Haifa für Fachkräfte der Jugendhilfe und Journalist*innen. Thema: „Networking and building bridges in society through education“.