Unermüdlicher Helfer der Kinder und Jugendlichen

Dez 16, 2020 | Aktuelles, Jugend im Shutdown

John McGurk sammelt seit über 30 Jahren Geld für soziale Projekte

John Alexander McGurk ist ein schottischer Papiertechnologe, leidenschaftlicher Sportler und vor allem Botschafter für Kinder in Not. Sein Wohnsitz ist Osnabrück. In seiner Kindheit hat der heute 59jährige viel extreme Armut, Gewalt und Missbrauch erfahren, er wuchs teilweise in Kinderheimen auf. Als er Ende der 1980er von dem Massensterben im Sudan erfuhr, entschied er sich, lange Strecken zu laufen, um Geld für notleidende Kinder zu sammeln. Um auf sich aufmerksam zu machen, absolviert McGurk die Läufe mit seinem traditionellen schottischen Kilt. Im Laufe der Jahre konnte McGurk über viele ganz unterschiedliche Wege mehr als 1,5 Millionen Euro für die Unterstützung gemeinnütziger Kinderhilfsprojekte in aller Welt sammeln. Für sein jahrzehntelanges Engagement verlieh die Bundesrepublik Deutschland John McGurk das Bundesverdienstkreuz am Bande. Bei der Verleihung des Ordens erklärte der Vater von drei Kindern: „Ein Kind ohne Kindheit ist wie ein Leben ohne Farbe. Ich widme das Bundesverdienstkreuz allen Kindern, die Hilfe brauchen. Da sind wir uns in der Familie einig.” Dafür kämpft John McGurk auch mit seiner Stiftung „Eine Zukunft für Kinder“ und mit dem Verein „Sportler 4 a childrens world e. V.“ . Bei der Verabredung zum Interview wird schnell klar: Da hat man einen unglaublich sympathischen und engagierten Mann am Telefon. Das erste „Du“ fällt nach wenigen Sekunden.

PNJ: Du bist seit vielen Jahren in der Förderung von Kinderprojekten tätig. Kannst Du kurz erzählen, was Dich dazu antreibt, immer wieder neue Aktivitäten zu entwickeln?
McGurk: Meine Lebensgeschichte begann mit der unvorstellbarsten Armut – und das hat alles geprägt, was ich bis heute tue. Ich wollte und will anderen Kindern helfen, damit sie so ein Leid nicht ertragen müssen. Und gerade die Jugendlichen heute, die brauchen lebendige Mentoren, die müssen Menschen treffen, die etwas erlebt haben.

PNJ: Du bist vor allem als Schottenrock-tragender Marathonläufer bekannt geworden. Zurzeit lassen sich mit Sportevents keine Spendengelder einwerben. Was sind Deine neuen Techniken, um den Spendenfluss dennoch am Laufen zu halten?
McGurk: Natürlich beeinflusst Corona auch meine Arbeit. Aber ich sammle seit über 30 Jahren Spenden – und in der Zeit habe ich ein sehr gutes Netzwerk aufgebaut. Und zum Glück unterstützen vieler dieser Menschen unsere Arbeit weiter. Davor kann ich nur den Hut ziehen.

PNJ: Mehrere Studien belegen: Kinder und Jugendliche leiden unter den Bedingungen besonders, die die Corona-Pandemie den Gesellschaften abverlangen. Siehst Du das in den von Ihnen geförderten Projekten auch?
McGurk: Ja, wenn man die Kinderarche Osnabrück als Beispiel nimmt, die ich gerne unterstütze, dann sieht man: Die Jugendlichen sind von ihren schulischen und sonstigen Kontakten ausgeschlossen. Und dann kommen leider auch noch andere Dinge wie häusliche Gewalt hinzu. Die Jugendlichen sind also in diesen schrecklichen Zeiten mehrfach gefährdet und haben es echt schwer.

PNJ: Obwohl sich – ebenfalls laut mehrerer Studien – Kinder und Jugendliche während der von ihnen abverlangten Zügelung ihres Bewegungs- und Kommunikationsdrangs absolut vorbildlich verhalten, ist der Ruf der Jugend gerade in der Krise wieder mal ganz schlecht. Hast Du eine Erklärung dafür?
McGurk: Es herrscht gerade ganz viel Unwissenheit. Dann ist es immer am einfachsten, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, der angeblich Schuld hat. Das sind die Regierung, Frau Merkel, der Ministerpräsident – oder eben die Jugendlichen. Eine andere Erklärung habe ich nicht.

PNJ: Corona ist gerade auch in ärmeren Regionen der Welt eine oft auch wirtschaftlich existenzielle Bedrohung für unzählige Menschen und damit auch für Kinder und Jugendliche. Hast Du spezielle Hilfsprogramme für solche Kinder entwickelt?
McGurk: Wie Du weißt, arbeite ich gerade im Zoo Osnabrück. Da haben wir das Projekt „Natur verbindet, Natur hilft – Zoo Osnabrück unterstützt Kinder in Argentinien“ ins Leben gerufen. In Argentinien gibt es dieses Heim für Kinder, die häusliche Gewalt erlebt haben. Und obwohl unser Zoo geschlossen ist, haben wir mit dem tollen Team da mehrere Live-Streams zu diesen Kindern in Argentinien aufgebaut. So stellen wir den Kontakt zwischen den Kindern und den Tieren im Zoo her. Es ist toll zu sehen, wie diese traumatisierten Kinder während der Aktion lachen und Spaß haben. Und wir sammeln gleichzeitig Spenden für die Kinder in Argentinien und für den Zoo. Sogar die Deutsche Botschaft in Argentinien unterstützt das Projekt.

PNJ: Seit 2020 bist Du hauptamtlich für die Bereiche Sponsoring und Fundraising beim Zoo Osnabrück angestellt. Ist das Schwenk Deiner Prioritäten fort von der Kinderhilfe? Wenn ja: Warum?
McGurk: Na, ich arbeite schon sehr lange mit dem Zoo zusammen. In meinem Leidensweg war schon ganz früher mein bester Freund immer die Natur. Aus meinen traumatischsten Erfahrungen heraus habe ich gelernt: Man muss Natur und Kinder zusammenbringen. Deshalb bin ich im Zoo übrigens auch für Artenschutz und für Kinderprojekte zuständig. Das passt besser zusammen, als man glaubt – und ich bin unheimlich dankbar dafür!

Interview: Jörg Wild

Buchtipp

John McGurk
Aufstehen, Kilt richten, weiterkämpfen – Wie das Drama meiner Kindheit zur Berufung meines Lebens wurde
Die eigene Kindheit war die Hölle auf Erden: „Ich kann mich an keinen einzigen Moment erinnern, an dem ich mich geborgen fühlte oder wirklich nachhaltig glücklich war“, sagt John McGurk heute. Welch unvorstellbare Situationen er erlebte, wie er die Kraft fand sein eigenes Schicksal zu überwinden, und warum er sich mit Spendenläufen für notleidende Kinder in Deutschland einsetzt, schildert er atmosphärisch dicht in seiner Biografie.

Wichtige Termine

  • 20.11.2024 - 26.11.2024
    Informationsreise nach Ägyten

    Wir laden Journalist*innen und Fachkräfte der Jugendhilfe zu einer Informationsreise nach Ägypten ein. Thema des Programms: „Künstliche Intelligenz und Generative KI in der Jugendarbeit und zukünftige Arbeitsplätze in Ägypten“

  • 14.03.2025 - 16.03.2025
    Social-Video-Werkstatt in Berlin

    Unsere Social-Video-Werkstatt für Fachkräfte der Jugendhilfe und Journalist*innen mit Themenschwerpunkt Jugend wird 2025 wieder in Berlin stattfinden.